So findest du den perfekten Sattel.
Angeblich 60 Prozent aller Radfahrer leiden unter schmerzhaften Erfahrungen während des Fahrens. Man denkt das vielleicht nicht sofort aber der Sattel trägt während des Fahrens bei der Verbindung von Körper und Fahrrad das meiste Gewicht, beinahe das gesamte Körpergewicht ruht auf einer relativ kleinen Fläche. Das Gesäß und der Dammbereich gehören zu den Körperregionen, die beim Radfahren am meisten belastet werden.
Wenn Du also zu den Fahrradfahrern gehörst, die nach einer Fahrt über einen schmerzenden Hintern klagen und dadurch die Freude am Radfahren verlieren, solltest du dich mit der Problematik des richtigen Sattels auseinandersetzen.
Die allermeisten Radler fahren einfach den Sattel, der beim Kauf dran war. Der muss gar nicht schlecht sein, aber die Hersteller wählen logischerweise bei Größe und Form mittlere Modelle – und es kann gut sein, dass es nicht passt. Mit unseren Tipps wird die Sattelsuche etwas leichter.
1. Erst einmal ist es wichtig zu wissen, welcher Sattel-Typ Du bist.
Laut der Studie der Gesellschaft für Biomechanik Münster (www.gebiomized.de ) gibt es zwei Sattel- Typen. Der Schambeinbelaster- Typ und der Sitzbeinbelaster- Typ. Welcher Typ du bist lässt sich durch ausprobieren feststellen. Die Anatomie in dieser Körperregion fällt eben unterschiedlich aus.
2. Worauf kommt es wirklich an?
Ein Fahrradsattel sollte entsprechend dem Fahrradtyp und der Sitzposition entsprechen. Es gibt Satteln für Damen, Herren und Kinder hunderte von verschiedenen Sattelmodelle zur Auswahl. Wie soll man sich bloß entscheiden? Im Grunde ist es gar nicht so kompliziert, denn es gibt nur zwei bestimmende Faktoren: deine Sitzposition auf dem Rad, und dein Po, genau der Abstand zwischen den Sitzbeinhöckern. Das sind die unteren Bögen des Sitzknochens, die sich beim normalen Sitzen auf einem Hocker (gerader Rücken, Knie rechtwinklig) spürbar am stärksten abdrücken. Deshalb kannst du diesen Abstand ganz gut selbst ermitteln (in guten Läden gibt es dafür Geräte), indem du dich auf Stück Wellpappe oder ähnliches setzt. Im Schnitt sind es etwas über 11 Zentimeter, es können aber auch 9 oder 13 sein.
3. Ein schmaler oder ein breiter Sattel?
Das hängt von der Sitzposition ab. Ist der Rücken eher aufrecht (City-, Hollandrad oder ein Lastenfahrrad wie das MK1-E) – passt ein Sattel, der im hinteren Bereich breiter ist, am besten. Hier liegt fast das gesamte Körpergewicht auf dem Sattel, und es wird großflächig abgestützt. Rennräder oder Sigle Speeds haben extrem schmale Sättel: viel Gewicht geht auf Lenker und Pedale, und möglichst wenig Fläche soll die Trittbewegung hemmen.
4. Ist dickes Polster gut?
Eine Polsterung verteilt den Druck, gleichzeitig wird das Sitzgefühl beansprucht. Die Sitzknochen müssen gut abgestützt werden, wird zu viel dieser Kraft auf das weiche Gewebe geleitet, resultiert das in Sitzproblemen. Die meisten kommen mit einem eher straffen Bezug am besten zurecht. Die Sport Hochschule Köln hat genau diese Problematik untersucht. Und bestätigt, dass Fahrer, die zu weich sitzen, leiden häufiger unter Sitzproblemen als andere. Der Grund liegt in der ungünstigen Druckverteilung. Weiches Sattelmaterial verlagert den Sitzdruck aus der normalen Druckzone.
5. Männer- und Frauensattel?
Wie so oft bei Gender-Fragen, hat hier ein Umdenken stattgefunden. Früher gab es Frauensättel, die hinten extrem breit waren und vorne keine Nase hatten. Bei näherer Betrachtung gibt es dafür keine anatomische Begründung. Heute findest du praktisch nur noch Unisex-Sättel, diese aber in verschiedenen Breiten.
6. Mit der Neigung experimentieren?
Eher nein, oder nur minimal. Die richtige Einstellung ist waagerecht. Senkt sich der Sattel vorne nach unten, empfinden das manche im ersten Moment als angenehm. Doch das nach vorne gekippte Becken behindert aber auf Dauer den runden Tritt und du sitzt letztendlich weniger stabil.
7. Position und Fahrweise variieren!
Auf längeren Strecken ist es wichtig, deine Position etwas abwechseln zu können. Das geschieht im Zusammenspiel von Griff und Sitz. Beides, Lenker und Sattel, sollten also mehrere Varianten erlauben. Der Wechsel entlastet Handgelenke und Schultern ebenso wie das Gesäß.
8. Fahrradsitze werden häufig in eine dieser fünf Kategorien eingeordnet:
Freizeit-Radfahren: Wenn du beim Radeln mit einem Cruiser, oder einem Citybike aufrecht sitzt und nur kurze Fahrten hinterlegst, probiere einen Sattel, der für Freizeitradsport konzipiert ist. Die Sättel sind oft breit, weich gepolstert und gefedert dabei haben sie manchmal auch eine kurze Nase.
Straßenradfahren: Straßenradsättel sind in der Regel lang und schmal und haben eine minimale Polsterung für die beste Kraftübertragung beim Treten.
Fahrradtouristik: Für Langstreckenfahrten benötigst du einen Sattel, der zwischen Straße und Mountainbike- Sattel liegt. Sättel für Radtouren bieten typischerweise eine Dämpfung für deine Sitzknochen.
Fahrradpendler: Ähnlich wie Sättel für Straßenrad- und Radtouren, Sättel, die gut für lange Pendelerstrecken sind, haben etwas Polsterung. Radfahrer, die bei Wind und Wetter unterwegs sind, sollten die Wetterbeständigkeit der Bezugsmaterialien berücksichtigen.
9. Welche Sattelbezüge sind sinnvoll?
Synthetisch: Die meisten Sättel bestehen vollständig aus Kunststoff, von der geformten Schale über die Schaumstoff- oder Gelpolsterung bis hin zu der Satteldecke. Sie sind leicht, wartungsarm und benötigen keine Einbruchzeit, was sie zu einer beliebten Wahl für die meisten Fahrer macht.
Leder: Einige Sättel ersetzen einen dünnen Lederbezug durch einen synthetischen, sind aber ansonsten in den verwendeten Materialien sehr ähnlich. Andere Ledersättel bestehen jedoch ausschließlich aus einem Lederbezug, der zwischen den Schienen eines Metallrahmens gespannt und aufgehängt ist. Nach einer Einbruchsphase von ca. 200 Km passt sich das Leder deinem Gewicht und der Form deines Gäseß an. Wie ein alter Baseballhandschuh oder ein zuverlässiges Paar Leder-Wanderstiefel kann die anfängliche Nutzungsdauer einige Unannehmlichkeiten mit sich bringen, aber das Endergebnis passt wie angegossen. Ein Nachteil von Leder ist, dass es nicht wasserdicht ist und muss gelegentlich mit einem Lederpflegemittel behandelt werden. Dies kann vor Feuchtigkeit und vor dem Austrocknen des Leders durch UV-Bestrahlung schützen.
Baumwolle: Eine Handvoll Sättel besteht aus Baumwolle als Bezugsmaterial. Baumwollbezüge wurden entwickelt, um sich während der Fahrt ein wenig zu dehnen und zu bewegen und bieten hervorragenden Komfort und Kontrolle beim Treten. Ein weiteres Plus: Baumwolle benötigt eine wesentlich kürzere Anpassungszeit als Leder.
10. Was eigentlich sind Sattelschienen?
Die Schienen eines Fahrradsattels sind die Verbindungspunkte zum Fahrrad. Die meisten Sättel haben zwei parallele Schienen, die von der Nase des Sattels bis zur Rückseite des Sattels verlaufen. Eine Fahrradsattelstütze wird an den Schienen befestigt. Unterschiede im Schienenmaterial beeinflussen Faktoren wie Preis des Sattels, dessen Gewicht, Festigkeit und Flexibilität.
Die Suche nach einem richtigen Sattel kann etwas Zeit in Anspruch nehmen aber die Mühe lohnt sich, wenn man danach bequem und schmerzfrei die Fahrradfahrt genießen kann.